Die Thurnerspur im Winter 2019/20

Ein Winter zum Vergessen, wie passend zu diesem Pandemie-verseuchten Jahr: Erst eine allzu kurze Kostprobe Mitte Dezember, die gerade noch ausgereicht hat, um unseren nagelneuen Pistenbully zu testen, dann schleckte die nächste Warmfront den ganzen Schnee wieder weg. Es folgten der wärmste Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und ein Februar, in dem ein Sturmtief das nächste jagte, deren Spitzenböen Orkanstärke erreichten, sodass die Waldpassagen, als endlich mal wieder Schnee lag, verbarrikadiert waren. Unsere Webcam fiel sogar gleich zweimal dem Sturm zum Opfer.

Gerade mal an 13 Tagen konnte unser Pistenbully eingesetzt werden (56 Betriebsstunden), nur einmal bis auf die Weißtannenhöhe, ansonsten nur bis zum Eckershäusle bzw. lediglich auf dem freien Feld um den Holzhof. Nur 10mal war die Flutlichtstrecke in Betrieb, dreimal der Kitty-Parcours. Auf Schneesuche war unser Skidoo immerhin 83 Kilometer unterwegs.

Kein Wunder, dass die Zeitungen voll waren mit Berichten über Not leidende Skigebiete und Liftbetreiber, denen nicht einmal mehr mit Schneekanonen zu helfen war. Statt dessen musste der Schnee von der Gelsenkirchener Schalke-Arena per Lkw zum Weltcup in den Thüringer Wald nach Oberhof gekarrt werden, produziert von einer  Snowfactury in einer niederrheinischen Skihalle. Immerhin schafften es die Neustädter, ihr Weltcup-Skispringen regulär durchzuführen – dank Snowfarming.

Derlei Tricks fallen auf dem Thurner leider flach, sowohl wegen knapper Wasservorräte als auch aus ökologischen Gründen im Landschaftsschutzgebiet. Polare Kaltluft mit etwas Neuschnee, wie wir sie den ganzen Winter über ersehnt hatten, kam schließlich Ende März, als uns Corona bereits die Lust am Laufen genommen hatte. Die traditionelle Loipenputzete versah ausschließlich die Familie unseres Geschäftsführers. Ein Ischgl-Effekt war auf dem Thurner  jedenfalls nicht zu befürchten!

Umso besser bekommt ein solcher Winter der Vereinskasse, weil kaum Maschinen-, Strom- und Lohnkosten anfallen. So konnte das Loch, das die Ersatzbeschaffung unserer Spurmaschine gerissen hatte, doch erstaunlich rasch wieder gestopft werden – dank der Bereitschaft unserer Mitglieder, trotz heftigster Schnee-Entzugserscheinungen ihren Abbuchungsauftrag nicht gleich zu kündigen und stattdessen dem Verein die Treue zu halten.

Obwohl der Skilauf nahezu komplett flach gefallen ist, hielten wir an unserer Tradition fest, uns bei den Anliegern mit einem Rehessen zu bedanken. Wie alle Jahre war es wieder ein sehr harmonischer Abend im Schweizerhof, bei welchem der Vorsitzende einen historischen Rückblick gab auf einige ähnlich schneearme Winter im Schwarzwald seit Bestehen der Thurnerspur, die freilich keinen klaren Trend erkennen lassen.

Aufsehen erregten im Februar etliche Zeitungsberichte, wonach der sozial engagierte Verein timeout,  dem das Thurnerwirtshaus gehört (dessen Hotel- und Restaurantbetrieb wieder eröffnet hat), für 360 Millionen Euro ein „Lerndorf“ auf dem Thurner plane auf einer Fläche von 20 Hektar. Von St. Märgens Bürgermeister Manfred Kreutz wurde uns zugesichert, dass die Thurnerspur davon unberührt bleiben werde. Konkrete Planungen existieren noch nicht.

Trotz des sich abzeichnenden Klimawandels bleiben wir nach den Erfahrungen der zurückliegenden Jahrzehnte zuversichtlich, dass nach dem Flop auch wieder ein schneereicherer Winter erwartet werden darf. Wir danken Ihnen/Euch sehr für Ihre/Eure Treue und geloben Besserung!

Ihr/Euer

Wolf Hockenjos